Blutbuch

Ein Umschlag, der viel Raum für Assoziationen lässt: das Cover zu »Blutbuch« von Kim de l’Horizon. Abbildung: ©DuMont Buchverlag

»Ein gutes Cover muss nicht erklärend sein«

Wer sich für Neuerscheinungen interessiert oder die Buchmesse in Frankfurt verfolgt hat, dem müsste der Name Kim de l’Horizon ein Begriff sein. Mit »Blutbuch« hat er letztes Jahr den Deutschen Buchpreis gewonnen. Der dazugehörige Schutzumschlag stammt von der Gestalterin Steffi Naumann vom Designbüro Lübbeke Naumann Thoben. Mit ihr habe ich mich darüber unterhalten, wie sie sich der Gestaltung genähert hat und welche Rolle Kim de l’Horizon dabei spielte. Darüber hinaus geht es um Ausstattung, Knallfarben und die Frage »Grotesk oder nicht Grotesk?«

Steffi Naumann, geboren in Köln, hat in Aachen Grafikdesign studiert. Nach einem kurzen Ausflug in die Werbung in Hamburg ging sie zurück nach Köln, um als Grafikerin fürs Fernsehen zu arbeiten. Anschließend wechselte sie zum WDR. Bis heute betreut sie dort als Grafikerin die Sendung »Monitor«. Mit den Grafikdesignerinnen Barbara Thoben und Ute Lübbeke folgte 2004 die Gründung des Büros Lübbeke Naumann Thoben. Hier entstehen Buchumschläge für DuMont, Kiepenheuer & Witsch, dtv, Suhrkamp und andere Verlage.

Vielen Dank, dass du dich bereit erklärt hast, mit mir über die deine Arbeit als Designerin zu sprechen. Vielleicht magst du kurz erklären, was vor der Arbeit an einem Buchumschlag geschieht.

Vor Corona war es so, dass es einen Termin im Verlag gab. Im Fall von »Blutbuch« haben wir uns bei DuMont getroffen. Dort wird das kommende Programm vorgestellt. Hauptgrund des Treffens sind die Briefings. Da sitzen Leute aus dem Marketing, Lektorinnen und Lektoren sowie Hersteller, der Verkauf und die Verlegerin. Die jeweilige Lektorin oder der Lektor stellen die einzelnen Bücher vor. Dabei werden erste Ideen entwickelt und wir überlegen gemeinsam, wohin die Reise gehen soll oder welche Motive infrage kommen. Ist es vielleicht ein Freisteller? Was für ein/e Autorin oder Autor ist das? Wie das Umfeld aussieht und was es an vergleichbaren Covern gibt. Vor allen Dingen die Frage, ob es etwas in dem Buch gibt, das ein Motiv sein könnte.

Wie verteilt ihr die Titel dann intern?

Also, wenn man mal einen Autor gestaltet hat, dann behält man diesen. Ute hat immer Murakami gemacht und Babse Houellebecq. Ich werde jetzt Kim de l’Horizon weitermachen. Also die sind schon mal gesetzt. Wenn noch Cover übrig sind, dann schachern wir darum oder versuchen das gleichmäßig zu verteilen. Es ist schon erstaunlich, dass wir das in fast allen Fällen in den letzten 20 Jahren geschafft haben.

Du hattest direkten Kontakt zu Kim de l’Horizon. Kommt es oft vor, dass ihr mit den Autorinnen und Autoren zu tun habt?

Es gab in der Vergangenheit Kontakte zu Autorinnen oder Autoren, aber in der Regel ist die Lektorin oder der Lektor für die Kommunikation mit den Autor:innen zuständig. Das ist auch gut so. Autor:innen kommen ja nicht vom Bild und haben beispielsweise auch nicht das Marketing im Blick. Das müssen wir dann nicht mit ihnen diskutieren, sondern da muss der Verlag ran.

Wenn du sagst, der Autor kommt nicht vom Bild, wie schwierig war es im Fall von »Blutbuch«, die Ideen von Kim de l’Horizon in Layouts zu übersetzen.

Also Kim kommt ja schon vom Bild. Er ist wirklich ein Allroundkünstler. Bei den Ideen, die mir Kim gezeigt hat, war mir ziemlich schnell klar, wie ich seine Ideen und Zeichnungen verbinden muss, sodass sie eins werden.

Wie muss man sich die Zusammenarbeit mit Kim de l’Horizon vorstellen?

Das war ein toller Kontakt. Kim ist einfach ein netter Mensch. Total kreativ, freundlich und sehr aufgeschlossen. Was seinen Input anging, hat er mir die verschiedensten Sachen geschickt. Zum Beispiel hat er mir Buchcover aus Amerika oder Magazine aus New York gezeigt, die er ziemlich laut und spannend fand. Da gab es viele Farbverläufe und grelle Farben. Dadurch wusste ich, in welche Richtung das gehen sollte. Er wollte gerne etwas Lautes. Auf der anderen Seite ging es aber um seine Zeichnungen, da er ja auch Künstler ist. Dabei waren seine Bleistiftzeichnungen eher »leise«. Es ging also darum, die »leisen« Zeichnungen in ein lautes Cover zu verwandeln. Ich denke, das hat ziemlich gut funktioniert. Diese Zeichnungen habe ich dann umgewandelt, also vektorisiert. Auf dem ausgesuchten Cover, also nicht in den Zeichnungen, kamen dann die Pantonefarben zum Einsatz, damit es schön »knallt«. Am Ende haben wir uns auf zwei Entwürfe geeinigt, mit denen wir zufrieden waren.

Ist das die Regel?

Nein, wir versuchen normalerweise schon eine größere Bandbreite abzubilden. Also ein Cover nach Briefing, eines welches auf jeden Fall funktioniert und dann noch mal eines, welches vielleicht völlig drüber ist, aber unseren Ansatz und die kreativen Möglichkeiten widerspiegelt.

Am Ende ist es keine Zeichnung von Kim auf dem Cover geworden, sondern das Foto einer Figur.

Vorlage war schon eine Zeichnung von Kim. Aber wie gesagt, es gab noch alternative Entwürfe und im Zuge dessen bin ich auf dieses Foto gestoßen. Vorbild ist Daphne, eine Figur aus dem Buch. Diese Entwürfe sind ohne ihn entstanden. Alle Layouts und die finale Entscheidung hat der Verlag dann mit Kim besprochen.

Eine Frage noch zum Titel »Blutbuch« und dem Wort »Blutbuche«. Was hat es damit auf sich?

Die Lektorin macht in der Regel mit dem Autor zusammen Vorschläge zum Titel. Natürlich wird das auch im Verlag, im Marketing und mit der Verlegerin besprochen. Das ist einfach auch eine Art Wortspiel. Blutbuch war eben spannender als die Blutbuche. Es geht schon um die Blutbuche, die Kim vom Fenster aus gesehen hat. Aber weil es eben auch ein Buch ist, heißt es »Blutbuch«. Dieses Wechselspiel des Wortes erschien dem Verlag interessant.

Welche Überlegungen hast du bezüglich der Typo auf dem Cover angestellt? Gab es Typovarianten?

Bei diesem Cover habe ich keine Typovariante gemacht, weil ganz klar war, dass zu so einem Motiv nur eine groteske Schrift passt. Die Schrift sollte dick und ausgespart sein. Auf keinen Fall historisierend, da das Motiv ja schon ein historisches ist. Insofern musste das modern sein. Aber sonst kommt es natürlich durchaus vor, dass man Varianten antestet. Auch weil der Verlag gerne noch mal ein paar Typovarianten sehen möchte. Das ist nicht immer so eindeutig wie beim »Blutbuch«.

Würdest du sagen, dass es ein eher leichtes oder ein schwieriges Cover war?

Vom Zeitaufwand war das eher schwierig, weil wir viel kommuniziert haben, um seine Vorstellungen umzusetzen. Aber da Kim unglaublich nett, freundlich und begeisterungsfähig ist, hat es totalen Spaß gemacht, auch weil es einfach so kreativ sein durfte. Aber es war auch aufwendig.

Als Gestalter muss ich mich manchmal im Hinblick auf den Arbeitsaufwand auch vor mir selber schützen. Wenn die Begeisterung mit mir durchgeht, muss ich mir Grenzen setzen. Ich stelle mir vor, dass es in einer solchen Situation von Vorteil ist, dass ihr zu dritt seid.

Auf jeden Fall. Wir haben auch heute noch eine interne Präsentationsrunde. Wobei ich das immer ganz schrecklich finde, wenn ich Sachen gut finde, die die anderen total Kacke finden. Dann sage ich auch schon mal: »Ihr habt Recht, aber ich sehe da etwas anderes drin.« Gerade wenn man Entscheidungsschwierigkeiten hat, kann man sagen: »Guck mal A, B oder C? Ganz schnell!« Und dann legt man die anderen Entwürfe einfach weg.

Bei meiner Arbeit für Verlage hatte ich als Gestalter manchmal den Eindruck, dass für oder gegen Layouts am Ende nach dem Konsensprinzip entschieden wird. Ich bin aber der Meinung, dass das so nicht funktioniert.

Richtig. Man kann total froh sein, wenn es im Verlag eine Person gibt, die auch mal das letzte Wort hat. Bei DuMont ist das Sabine Cramer. Ich weiß, dass sie das nicht gerne hört, weil der Eindruck entsteht, sie entscheide über die Köpfe der anderen Verlagsmitarbeiter hinweg, was nicht der Fall ist. Aber es braucht manchmal eine Person, die Bescheid weiß und einen guten Geschmack hat. Sie kennt die Autor:innen, sie kennt den Buchmarkt und kann auch mal schnell entscheiden. Sie hat einfach total viel Erfahrung.

Ausnahmsweise kein Cover von Steffi Naumann, sondern die Übernahme des Originalcovers.

Trotzdem gibt es auch Übernahmen von ausländischen Covern. Da fallen manche Entscheidungen außer Haus. Nehmen die ausländischen Verlage auch Einfluss?

Auch das gibt es. Bei der Autorin Mieko Kawakami aus Japan mit ihrem Buch »All die Liebenden der Nacht«, welches 2023 erscheint, war die Gestaltung hier in Deutschland eigentlich schon durch. Und dann wurde das Cover noch mal zu der Agentur nach Japan geschickt. Aber die wollten das Originalcover. Natürlich hängt das auch vom jeweiligen Vertrag ab, den der Verlag mit dem ausländischen Partner hat.

Aber was in Japan funktioniert, muss ja trotzdem nicht zwangsläufig in Deutschland funktionieren.

Manchmal trifft ein Entwurf es einfach so gut, dass es auch auf dem deutschen Markt funktionieren könnte. Aber oft ist es auch so, dass wir den Auftrag bekommen, eine Übernahme zu machen und trotzdem noch ein paar alternative Vorschläge entwickeln. Das ist vom Verlag auch so gewollt. Die Entscheidung über das finale Cover liegt dann beim Verlag.

Worin besteht die größte Herausforderung bei der Gestaltung von Covern deiner Meinung nach?

Zunächst ist es schwierig, die verschiedenen Gewerke zu befriedigen. Es muss natürlich verkäuflich sein, dann muss es der Autorin oder dem Autor gefallen. Außerdem muss es auf dem Markt bestehen und soll den Inhalt widerspiegeln. Und natürlich der Lektorin und dem Lektor bzw. dem Verlag und dem Marketing gefallen. Das sind schon mal eine Menge Prüfsteine.

Und was macht ein gutes Buchcover aus?

Dass man in Buchhandlungen kommt und sich direkt auf das Buch fokussiert. Das finde ich wichtig. Dann finde ich es auch schön, wenn man zunächst gar nicht kapiert, worum es geht. Es muss nicht erklärend sein, sondern dass erst im Laufe des Lesens klar wird, worum es geht. Das finde ich gut. Das könnte jetzt zum Beispiel bei »Blutbuch« auch passieren, dass man Daphne erkennt, aber noch nicht weiß, worum es geht.

Das stimmt. Auch wenn mich zunächst der starke Farbkontrast auf dem Cover angesprochen hat, fällt auf, dass das Motiv viel Raum für Assoziationen lässt. Noch mal zurück zum Schutzumschlag von »Blutbuch«. Inwiefern beziehst du U4 und Rücken in die Gestaltung mit ein?

Das ist unterschiedlich. Manchmal hat man direkt so eine Komplettgestaltung im Kopf. Also ein umlaufendes Konzept gewissermaßen. Und manchmal muss es auch ein Schutzumschlag sein, weil das Motiv als Hardcover direkt auf Leinen gedruckt nicht so präsent ist. Meistens macht aber der Verlag einen Vorschlag zur Ausstattung. Das bespricht man dann mit der jeweiligen Herstellerin oder dem Hersteller. Letztendlich geht es ja um die Kosten. Es kommt allerdings auch vor, wie bei Murakami zum Beispiel, dass man gemeinsam etwas entwickelt.

Einer der ersten Entwürfe und der Einstieg des Büros bei Dumont mit Haruki Murakamis Buch » »Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki«.

Was war das?

Bei dem Umschlag von Murakami war es eine Folie. Das war unser Einstieg bei DuMont. Die Verlegerin Sabine Cramer kam mit dem Buch von Murakami »Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki« und wollte etwas ganz Besonderes haben. Ich finde, das ist uns gelungen. Meine Kollegin Ute Lübbeke hat das entworfen und umgesetzt. Daher ist Murakami auch ihr Autor geworden. Das Motiv wurde in Schwarz-Weiß auf den Einband gedruckt und der Schutzumschlag als durchsichtige Folie ist farbig bedruckt.

Wenn man so eine Idee hat, ist die Simulation eines solchen Umschlagkonzeptes eher schwierig.

Beim Briefing kann schon mal die Ansage kommen, dass es sich um einen wichtigen Titel handelt. Und der Verlag sich auch Ausstattung vorstellen kann. Dann denkt man das natürlich gleich mit bei der Gestaltung. Vielleicht Glanzfolie oder eben direkt auf den Einband drucken oder ausstanzen. Bei Murakami wurde uns da wirklich freie Hand gelassen und dann sind wir auf die Idee gekommen, dass das eben eine Folie sein könnte. Simulieren lässt sich so etwas nicht so gut.

Was die Ausstattung angeht, so hört man häufiger, dass im Ausland mehr Aufwand betrieben wird. Würdest du das bestätigen?

Ich war zum Beispiel gerade in London und kann zur deutschen Buchgestaltung eigentlich nur einen Satz sagen: wenig Ausstattung im Gegensatz zu internationalen Titeln. In England gibt es oft eine hochwertigere Ausstattung, wenn auch oft mit einem billigeren Papier. Dafür sind die Umschläge sehr aufwendig gemacht. Und das, obwohl die Bücher in England so viel preiswerter sind als in Deutschland. Dabei ist eine hochwertige Ausstattung eben auch wichtig, weil der Taschenbuchmarkt die Seriengucker: innen eher nicht erreicht. Das kann einen Anreiz schaffen, damit die Leute Bücher auch als Geschenk kaufen.

Gedruckt, gelackt und ein mit Leinen bezogenes Hardcover. Wenn Ausstattung und Gestaltung sich ergänzen.

In diesem Zusammenhang hast du mir das Buch »Die Liebe an miesen Tagen« von Ewald Arenz gezeigt. Der Titel punktet ja auch mit der besonderen Ausstattung.

Ja, das war ein bezogenes Hardcover.

Vielleicht muss man das kurz erklären.

Es handelt sich dabei um einen Pappumschlag, der ohne einen Schutzumschlag auskommt. Die Pappe ist mit Leinen bezogen und direkt bedruckt.

Für mich macht die Ausstattung hier einen großen Teil der Gestaltung aus.

Ja, das ist dann auch eine Autorenausstattung geworden.

Was heißt das?

Dass alle Bücher von dem Autor so produziert werden. Außerdem ist das Cover noch geprägt und gelackt. Das ist schon aufwendig für den Verlag,

War das von vornherein klar, dass das eine Reihe würde?

Nein, das war gar nicht klar. Sein nächstes Buch »Alte Sorten« war ein totaler Überraschungserfolg. Dann hat er noch das tolle Buch »Der große Sommer« geschrieben und das war auch ein großer Erfolg. Ich meine, ein Buch mit einer solchen Ausstattung kann man auch mit in den Sommerurlaub nehmen, ohne dass man sich Gedanken um den Schutzumschlag machen müsste.

Lass uns noch mal über schwierige Cover reden. Gibt es eine Arbeitsweise, die es dir leichter macht, Ideen zu entwickeln. Wie gehst du vor, wenn mal gar nichts zündet?

Es ist einfach toll, dass wir zu dritt sind. Da kann man sich gegenseitig helfen, aber die schwierigsten Cover sind eigentlich die, bei denen der Verlag nicht weiß, wo er das Buch positionieren will. Dann entsteht im Kopf erst einmal kein Bild.

Was inspiriert dich als Gestalterin?

Eigentlich hat man immer im Hinterkopf, dass die Buchhandlung komplett voll ist mit Büchern. Das Buch sollte also auffallen. Der Gedanke ist eigentlich schon Inspiration. Deshalb gestalten wir auch so, wie wir gestalten. Man guckt sich natürlich auch um. Es begegnen einem Titelgestaltungen im Netz. Und dann natürlich die Buchmesse. Kunstmessen sind auch besondere Ideengeber. Was ich nicht mache, ist auf Instagram zu gucken, aber das machen meine Kolleginnen. Wenn wir gemeinsam Cover besprechen, kann man sich Sachen auch gegenseitig vorschlagen. Nach dem Motto: »Guck mal, ich habe das hier gesehen und in diese Richtung könnte man auch gestalten.«

Ein blockartiges Bild und ausgesparte Typo.
Der Umschlag zu »Hitze« aus dem Atlantik
Verlag.

Gibt es ein Buchcover, das dich in letzter Zeit beeindruckt hat?

Das letzte Buch, welches ich nur wegen dem Cover gekauft habe, hieß »Hitze«
von Raven Leilani und ist bei Atlantik erschienen.

Warum?

Ich glaube wegen dem glänzenden, rot angemalten Mund. Weil das »laut« aber dennoch literarisch gestaltet ist. Ein blockartiges Bild und ausgesparte Typo. Der Umschlag zu »Hitze« aus dem Atlantik Verlag.

Für mich ist bei dem Cover auch ein gewisser Trend zu erkennen.
Wie siehst du das?

Aktuell sieht man häufig, dass ein Foto blockartig reingesetzt wird. Oben und unten gibt‘s dann knallige Farben oder auch nur Weiß. Das Bild ist also frei von Typo. Oder die Schrift steht im Bild, wie bei »Hitze« von Raven Leilani. Aber auch abstrakte, diffuse Formen mit tollen Farben. Das sind oft schöne Cover, aber es zieht einen eigentlich nicht rein in das Buch, gerade weil die Gestaltung so kühl ist. Ich weiß nicht, ob diese Cover besser funktionieren. Am Ende gibt es natürlich immer Verkaufszahlen und selbst die Verlage wissen manchmal nicht, woran es liegt, wenn sich ein Buch gut oder schlecht verkauft. Es gibt tatsächlich immer Trends, aber die kommen und gehen eben.

Zum Schluss vielleicht noch ein kleiner Ausblick in die Zukunft.
Was meinst du, wie es weitergeht mit dem Buch?

Ich glaube nicht, dass der Buchmarkt in kürzester Zeit zusammenbricht. Ich schätze eher, dass sich in 20, 30 Jahren etwas richtig verändert haben wird. Aber im Moment werden immer noch jede Menge Bücher gedruckt und die Buchmessen sind auch noch immer ein Riesenereignis. Ich glaube nicht, dass das Buch auf dem absteigenden Ast ist. Obwohl wir jetzt das erste Mal den Fall hatten, dass ein Buch mit 1.000 Seiten nicht gedruckt wurde, weil die Leserschaft nicht bereit gewesen wäre, 45 Euro für ein Buch zu bezahlen. Da ist der Verlag tatsächlich abgesprungen. Vielleicht sollten sich die Autoren in Zukunft kürzer fassen.

Und worauf kommt es am Ende an?

Die Kreativität ist wichtig, aber noch wichtiger ist, dass man einfach einen guten Kontakt zu seinen Kunden hat und gute Arbeit macht. Dass man immer versucht, bei allen Widrigkeiten, die passieren können, Spaß bei der Arbeit zu haben. Und wenn man so in Bedrängnis kommt und denkt: »Ich kann das gar nicht«, dann besprechen wir uns, damit die Lockerheit zurückkommt. Sonst klappt kein gutes Cover, wenn man verkrampft versucht, alles in einem Cover zusammenzubringen.

2 Antworten auf „Blutbuch“

  1. Im Interview oben heisst es: „Vorbild ist Daphne, eine Figur aus dem Buch.“ Wo kommt Daphne vor? Ich kann die Stelle nicht finden. Wichtig wäre auf dieser Seite sicher noch der Hinweis auf Gian Lorenzo Bernini, von dem die Marmorskulptur Apollo und Daphne stammt (um 1625). Dieser hatte den Mythos natürlich von Ovid rezipiert. Im ersten Buch der Metamorphosen (Verse 452-567) versucht der Gott Apollo, die Nymphe Daphne zu vergewaltigen. Auf der Flucht fleht sie darum, dass ihre Gestalt verwandelt wird. Tatsächlich wird sie zu einem Lorbeerbaum (griechisch Daphne = Lorbeer) und entkommt so der Vergewaltigung. Den Moment der beginnenden Verwandlung des Mädchens in einen Lorbeerbaum hat Bernini dargestellt. Was das Cover vor diesem Hintergrund für das Blutbuch bedeuten könnte, würde mich noch genauer interessieren.

    1. Guten Tag Herr Zogg,
      Vielen Dank für Ihren Kommentar. Entschuldigen Sie, wenn ich mich erst jetzt zurückmelde. Was Ihre Fragen angehen, so kann ich Ihnen leider keine tiefergehenden Informationen geben. Fragen zum Cover müssten Sie m Besten mit der Designerin besprechen. Vielleicht probieren Sie es mit dem oben stehenden Link.
      Mit freundlichen Grüßen Alex Ziegler
      PS: Darf ich fragen wie Sie auf den Blog aufmerksam geworden sind?

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