Buchcover Award 2024

Die Gewinner:innen des Buchcover Awards 2025 (v.l.): Johanna Grab, Saskia Mekul-Weyrich (Ueberreuter), Theresa Meschede, Nikita Afanasjew (Voland & Quist), Friederike Schneider (Hanser Berlin), Sarah Zunk (ZeroMedia), Robert Schumann (Buchgut), Pauline Schimmelpenninck (Schimmelpenninck. Gestaltung), Ellen Möckel (Suhrkamp Gruppe) Foto:© Sabine Felber/Literaturtest

Der Buchcover-Award ist rum; die Reden sind gehalten und die Preise verliehen — Zeit sich zu erinnern und sich ein paar Gedanken zum Preis zu machen.

Die letzten Wochen waren ein ziemlich wilder Ritt, wenn man bedenkt, dass zwischen Einsendeschluss am 31. Dezember und Verleihung nur vier Wochen lagen. Und davor hat der Wettbewerb eigentlich erst ab September so richtig Fahrt aufgenommen. Ein strammes Programm also.

Statistik rund um den wilden Ritt

In nur vier Monaten haben wir annähernd 4.000 Medienkontakte angeschrieben: von Journalistinnen über Verlage bis hin zu Kreativen. Eingereicht wurden rund 200 Titel von Selfpublishern über große Verlagshäuser bis hin zu Independent-Verlagen. Wir haben die neunköpfige Jury in kürzester Zeit zusammengestellt und in zwei Sitzungen im Januar zunächst eine, aus 14 Titel bestehende, Shortlist er mittelt, um anschließend neun Titel zu prämieren. Dazu kam die andauernde Kommunikation, die es zu bewältigen galt, und das Gestalten von Pressemitteilungen und Werbemitteln sowie das Anpassen der Website bis hin zur Präsentation für den Verleihungsabend. Nicht zu vergessen die Urkunden, die Sticker und das, was ich noch vergessen habe. Apropos vergessen: Bei all der Vorbereitung verliert man schnell das Finale aus den Augen und vergisst, dass man auf die Verleihung hin arbeitet. Denn erst danach geht der Preis raus in die Welt. Vorher geschieht vieles eher hinter den Kulissen und im Verborgenen, auch wenn sich für uns in dieser Zeit fast alles um den Preis drehte und der Buchcover-Award dauerpräsent bis an die Schmerzgrenze war. Da hieß es Nerven zu behalten und nicht kurz vor Schluss schlapp zu machen.

Und hier die prämierten Titel.

Und hier die prämierten Titel. Nix schlapp machen, lieber den Buchcover-Award feiern

Vor fast genau drei Jahren habe ich den Buchcoverblog gestartet mit der Absicht, einen ersten Pflock einzuschlagen. Die Überlegung dabei war, wenn ich schon den Award nicht so schnell auf den Weg bringen würde, wenigstens schon einmal mit dem Blog zu starten, um diesen zu nutzen, und die Idee des Buchcover-Awards in die Welt zu tragen. Zu diesem Zeitpunkt kannte Mutter Erde einen solchen Preis noch nicht, denn ich war ziemlich überrascht festzustellen, dass es so etwas, zumindest im deutschsprachigen Raum, noch nicht gab. Einen Preis, der ausschließlich die U1, den Schutzumschlag und die Ausstattung feiert und dabei auch noch die Personen hinter dem Buchcover sichtbar macht. Egal, ob es Designerinnen, Illustratorinnen, Herstellerinnen, Verlagsmitarbeiterinnen oder andere an der Entste hung Beteiligte sind.

Fehlstart vermeiden

Nur starten, ausdenken und irgendwelche Pflöcke einschlagen nützt natürlich nichts. So ein Preis lässt sich als »One Man Band« nicht realisieren. Man braucht Leute, die einen dabei unterstützen. Es ging also um die richtige Verstärkung. Die Idee und das Design waren ja schon vorhanden, aber wer könnte die Kommunikation und das weitere Handling übernehmen? Und am besten noch mit guten Kontakten ins Verlagswesen ausgestattet sein?

Auftritt Literaturtest

Auf der Suche nach einer Partnerin oder einem Partner kam mir Mathias in den Sinn, den ich vom Buchtrailer-Award kannte. Einen Preis, den er wiederum ins Leben gerufen hatte. Um es kurz zu machen, er war interessiert und von da bis zum »Letter of Intent« war es kein weiter Weg mehr. Und um es noch kürzer zu machen, kommt hier direkt die Überleitung zum Dank. Ohne Mathias Voigt und sein Team von Literaturtest hätte es den Buchcover-Award nie gegeben. Der Award-Motor wäre vermutlich nie angesprungen und es hätte nicht mal für einen amtlichen Fehlstart gereicht. Danke also für die tolle Zusammenarbeit. Angesichts des Zeitdrucks und der Menge der Aufgaben braucht man jemanden, der pragmatisch wie ebenso effizient arbeitet, nichts verkompliziert und vor allen Dingen für die Sache denkt – und dabei am besten immer auf dem kürzesten aller Dienstwege. Das weiß man natürlich vorher alles nicht, denn man lernt sich bekanntlich erst im Laufe der Arbeit so richtig kennen. Doppelt danke also auch dafür, wie geschmeidig, trotz des Stresses, die Zusammenarbeit lief. (Ich hoffe, Du stimmst mir zu, Mathias).

Ein großes Dankeschön auch an die Jury

Das, was zumindest in meinen Augen, die Zusammenarbeit mit Mathias so erfolgreich gemacht hat, gilt eigentlich auch für unsere Jury. Daher will ich an dieser Stelle auch kurz die Jury feiern. Danke, dass die Jury-Mitglieder uns auf dem eingangs erwähnten heißen Ritt begleitet haben. Wenn die Jury nicht so aufgeräumt, lösungsorientiert, im Ton entspannt und kollegial gearbeitet hätte, wären wir nie zu einem Ergebnis gelangt. Denn was wäre ein Preis ohne prämierte Titel und Preisträgerinnen?

Und jetzt?

»Nach dem Award ist bekanntlich vor dem Award«, um den großen Bestsellerautor und Literaturpapst Sepp Herberger zu zitieren. Daher wird es bald eine Nachbereitung in großer Runde geben. Dabei wird es darum gehen, wie es gelaufen ist und was sich noch verbessern lässt. Denn natürlich ist immer noch Luft nach oben und wir werden uns größte Mühe geben, beim nächsten Mal noch besser abzuliefern. Klar ist nämlich, dass es einen nächsten Buchcover-Award geben wird. Und klar ist auch, wenn ich das in aller Bescheidenheit und hoffentlich auch in Mathias‘ Namen sagen darf, dass wir mit dem ersten Buchcover-Award schon ein bisschen zufrieden sein können.

Bleibt uns gewogen und begleitet uns bis dahin auf dem wilden Ritt, der Sonne entgegen, wenn es auch 2026 wieder heißen wird: »You can immer noch judge a book by its cover.«

Und hier, was das Börsenblatt zu unserem Award sagt:

Aus der Grafik-Werkstatt: Sticker und Urkunden.

Buchempfehlungen

Penguin, Weimar, U1 und der Gesamtkatalog der Antiquare.

Längst modernes Antiquariat, aber immer noch amtliche Lektüre zum Thema Buchcover.
In loser Folge werden hier Lanzen gebrochen für Bücher, die sich mit Covergestaltung beschäftigen. Den Auftakt machen diese Fab Four.

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Blutbuch

Ein Umschlag, der viel Raum für Assoziationen lässt: das Cover zu »Blutbuch« von Kim de l’Horizon. Abbildung: ©DuMont Buchverlag

»Ein gutes Cover muss nicht erklärend sein«

Wer sich für Neuerscheinungen interessiert oder die Buchmesse in Frankfurt verfolgt hat, dem müsste der Name Kim de l’Horizon ein Begriff sein. Mit »Blutbuch« hat er letztes Jahr den Deutschen Buchpreis gewonnen. Der dazugehörige Schutzumschlag stammt von der Gestalterin Steffi Naumann vom Designbüro Lübbeke Naumann Thoben. Mit ihr habe ich mich darüber unterhalten, wie sie sich der Gestaltung genähert hat und welche Rolle Kim de l’Horizon dabei spielte. Darüber hinaus geht es um Ausstattung, Knallfarben und die Frage »Grotesk oder nicht Grotesk?«

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Buchhändler Dennis Witton

»Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab«

Dennis Witton, Buchhändler und Inhaber der Buchhandlung »WortReich« erklärt, wieso er keine Bücher mehr einkauft, »deren Cover maximal austauschbar und null kreativ sind«. Ein Gespräch über Bestsellerlisten, Eskapismus und was die Dakota-Indianer mit Covern zu tun haben.

Herr Witton, Sie zitieren Anfang des Jahres online im »Börsenblatt« die Dakota mit den Worten: »Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab.« In dem Artikel beklagen Sie die Bücher, »deren Cover maximal austauschbar und null kreativ sind.« Nennen Sie uns doch mal Ross und Reiter, um beim Bild zu bleiben.

»Die toten Pferde sind ganz allgemein Cover, die sich ständig wiederholen und die nicht nur bei Leser:innen sondern auch im Buchhandel zu Ermüdungserscheinungen führen. Es türmen sich die toten Pferde stapelweise in den Buchhandlungen, weil der Glaube vorherrscht, dass sich Cover ähneln müssen, um die Zielgruppen zu erreichen und den Inhalt möglichst deutlich abzubilden. Beim Reiter handelt es sich um die Verlage, die diesen Mythos immer weitererzählen und damit dafür sorgen, dass es wenig Vielfalt gibt. Zum Glück gibt es aber auch löbliche Ausnahmen.«

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Hahne Hardcore

©Abbildung Verlag
»Ein außergewöhnliches Geschenk, mit dem man gerne gratuliert«.

»Seid Ihr noch bei Trost« oder »Schluss mit lustig«. Die Bücher von Peter Hahne zeichnen sich nicht nur durch griffige Titel aus, sondern wie im Fall des Geburtstagsbuches auch durch eine stilsichere Gestaltung. Hier harmonieren Inhalt und Verpackung perfekt – das krasse Gegenteil einer Text-Bild-Schere!

Und da es in der Rubrik »Ein Kessel Buntes« um Cover geht, die sich jeder Einordnung entziehen und gestalterische Grenzen sprengen, ist Peter Hahne hier genau richtig.

Allen, die heute Geburtstag haben, möchte ich daher mit dem Cover für »Das Geburtstagsbuch« von Peter Hahne eine ganz besondere Freude machen.

Ich will nun Schluss machen und lasse Sie mit diesem meisterhaften Zusammenspiel aus Form, Typografie und Farbe allein. Werfen Sie nochmal einen Blick auf das Cover und denken dabei an die nicht vorhandene Text-Bild- Schere. Zum Schluss lassen Sie sich weitere griffige Peter- Hahne-Titel auf der Zunge zergehen: »Das Maß ist voll«, »Schluss mit euren ewigen Mogelpackungen« oder »Leid. Warum läßt Gott das zu?« Ja, warum eigentlich? Das fragen wir uns auch.

Lotus Eleven 313

Das Cover aus Originalblechen des Lotus Eleven.

»Am Ende gehts um die Story, nicht nur ums Blech«

Der 1957 Lotus Eleven Series 2 Le Mans,
Chassis Number: 313

Kein laminierter Pappband mit Schutzumschlag oder eine Broschur, sondern ein Buchdeckel aus zerkratztem Aluminium, einem Font, der an englische Nummernschilder erinnert und eine Bindung, die sich »Chicago Post Binding« nennt. So kommt das neueste Projekt von Alexander Kohnke, Buchdesigner und Künstler aus San Diego, daher. Wir kennen uns, seit wir gemeinsam am Art Center College of Design in Los Angeles studiert haben, und stehen seit dem in losem Kontakt. Auf Instagram bin ich auf das Buch aufmerksam geworden und freue mich nun mit Alex, über dieses fantastische Projekt sprechen zu können.

Gentlemen, start your engines!

Worum gehts beim Lotus Eleven 313?

»Unser Lotus Eleven ist ein englischer Sportwagen von 1957, von dem es heute nur noch ein paar Exemplare gibt. Der erste Lotus Eleven startete 1956 beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Das Auto wurde von 1956 bis 1958 gebaut. 313 ist die Chassisnummer und in dem Buch geht es eben um diesen Wagen mit der Nummer 313, der 1957 gebaut wurde.«

Der Lotus Eleven in seiner ganzen Pracht.
U3 und die Bindung, bestehend aus einem Aluscharnier und Schrauben, die als »Chicago Post Binding« bekannt ist.
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U1, 2, 3 Los geht’s!

Zugegeben, Eichmann ist natürlich ein harter Einstieg, aber das Cover von Zeren Design aus Berlin ist einfach zu gut. Also macht »Das zweite Leben des Adolf Eichmann« von Ariel Magnus, im August 2021 bei Kiepenheuer & Witsch erschienen, den Anfang. Das Cover auf dem Schutzumschlag arbeitet mit einer Doppelbelichtung anstatt, wie sonst bei historischen Themen oft üblich, mit einzelnen Fotos. Die Montage der Bilder innerhalb der Silhouette ist formal auf jeden Fall eleganter und hat das Cover für mich zum Hingucker gemacht. Darüber hinaus sind die Bilder von Eichmann entweder im Anschnitt oder unvollständig eingebaut. Der Mann, der seinerzeit über die Rattenlinie nach Südamerika geflohen ist und lange unerkannt in Argentinien gelebt hat, bleibt auch auf dem Cover nicht eindeutig erkennbar. Ein weiterer Pluspunkt für das Konzept der (uneindeutigen) Doppelbelichtung.

Dabei ist auch der Titel gepflegt positioniert. Noch ein bisschen Rot ins Bild gemischt, auf dem ansonsten in Grautönen gehaltenen Cover – fertig ist die Laube. Wenn man Erbsen zählen wollte, könnte man sagen, das Wort »Roman« hätte ein My nach rechts gekonnt und vielleicht der Autorenname eher nach oben…? Geschenkt!

Warum also ausgewählt? Weil es ein Hingucker ist und weil die Designerin hinter diesem Umschlag einfach geniale Cover gestaltet. Und, um ehrlich zu sein, auch ein bisschen, weil mich das Cover an die Titelsequenz der Serie »True Detectives« erinnert hat.

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