Fragen Sie einen Designer

© Fotos Ullstein


Das Cover von „Frau mit Messer“ sticht direkt ins Auge.
Liegt es an der Person, der der halbe Kopf fehlt oder an den
kontrastreichen Farben und der klaren Gestaltung? Vielleicht ist
es auch das Zusammenspiel. Wie heißt es auf der Website des
Büros Jorge Schmidt? „Eine ausgefeilte Typografie und der sensible Umgang mit dem Medium Bild zeichnen unsere anspruchsvolle Arbeiten aus“. Passt!.


Auf jeden Fall öffnet die U1 Räume im Kopf und lässt viel Platz
für Assoziationen. Darum geht´s schließlich. Denn wenn es so
etwas wie ein Geheimrezept gibt, dann sollten Buchcover die
Phantasie anregen und neugierig machen. Zumindest habe ich
das hier im Blog schon häufiger gehört.


Dass das Buch keine Novität mehr ist und erst jetzt besprochen
wird, ist der Trägheit des Chefbloggers geschuldet. Nichtsdestotrotz handelt es sich, bei dem 2022 erschienen Buch, um ein gelungenes Cover und verdient es allemal, hier vorgestellt zu werden.


Nochmals vielen Dank Jorge, dass Du die all die Fragen zum
Cover beantwortest hast.

1). Welche Idee verbirgt sich hinter dem halben Kopf?
Eine Person löst sich auf, verschwindet.

2). Gab es andere Ansätze?
Verschiedene alternative Figuren.

3). Wenn ja, warum haben Sie sich für diese Lösung entschieden?
Der Verlag hat sich für diese Lösung entschieden.

4). Warum haben Sie sich für eine Fotographie und nicht für eine Illustration z.B. entschieden?
Mir schien die Nähe zur Realität, zumal es so abstrakt dargestellt wird, erfüllt diese Aufgabe besser.

5). Woher stammt die Aufnahme?
Entdeckt habe ich es auf Pinterest. Zum Glück mit dem Namen des Fotografen Bernard Handick.
Haben Sie die Aufnahme noch bearbeitet?
Das SW-Foto wurde eingefärbt.

6). Wieso haben Sie sich entschieden, das Cover drei,- bzw. zweifabig (auch wenn das Motiv wahrscheinlich in CMYK angelegt ist) zu gestalten?

Schwarzweiß war mir nicht genügend verrückt bzw.
entrückt.

7). Welche Schrift haben Sie auf dem Cover verwendet?
Neutra.
Warum haben Sie gerade diese Typografie benutzt?
Zum Bild und zur Farbigkeit schien mir eine Grotesk
und das Dekorative von versalen Zeilen passend.

8). Ist die Gestaltung des Covers auch in das Design von Türcken, U4 und Klappen eingeflossen?
Ja.

9). Sehen Sie den Umschlag als Ganzes oder als Summe seiner Einzelteile bestehend aus Cover, U4, Rücken und Klappen?
An erster Stelle steht das Cover. An zweiter Stelle der
Rücken und die U4. An dritter Stelle die Klappen als
Verbindung von Umschlag und Buch.

10). Irgendetwas, was sie noch zu dem Cover sagen möchten?
Vielen Dank an den Ullstein Verlag, der diesen Umschlag ermöglicht
und realisiert hat!

1). Wie viele Informationen zum Inhalt braucht man, um ein Cover zu gestalten?
Zumindest einen (guten) Titel.

2). Wie gehen Sie vor, um zu einer Idee zu kommen?
Ich gehe mit den Buchinformationen schwanger – die Idee kommt
dann schon.

3). Was inspiriert Sie, wenn Sie Bücher gestalten?
Das Interesse für Formen, Farben, Schriften, Bilder und die Beziehungen zueinander.

4). Kann eine Gestalterin oder ein Gestalter jedes Genre bedienen?
Mit der entsprechenden Kenntnis und Erfahrung, ja.

5). Gibt es so etwas wie Vorlieben?
Unbedingt! Dürfen sich aber mit den Jahren auch gerne in eine andere Richtung
entwickeln.

6). Inwiefern schwingt die eigene Persönlichkeit in der Gestaltung mit
und was bedeutet das für Gestaltung von Büchern?
Wer sich treu bleibt, bekommt die authentische Gestaltung, die auch am nächsten Tag noch gefällt.

7). Worin unterscheiden sich Gestaltungslösungen, die z.B. rein auf
Typografie basieren und Buchcovern, die mit Fotos oder Illustrationen arbeiten?
Wenn das Foto oder das Bild fehlen, muss die Typografie auch deren Aufgaben übernehmen: Emotionalität, Narrativität, Präsenz auf der Fläche.

8). Wovon hängt die Wahl dieser verschiedenen Gestaltungslösungen ab?
Vom Buchinhalt, von der Zielgruppe, vom Auftraggeber, evtl. vom Budget.

9). Wo sehen Sie die jeweiligen Stärken und Schwächen?
Ein gutes Bild verhält sich wie eine gute Musik: sie treffen schneller ins Herz.

10). Welche Rolle spielt die Ausstattung bei der Gestaltung?
Zu viel ist tödlich!

1). Beten Sie eine Buchhandlung als Leserin bzw. Leser oder als Gestalterin bzw. Gestalter?
Zuerst als Leser – aber den Gestalter wird man nicht los.

2). Schon mal ein Buch nur wegen des Covers gekauft?
Ja.

3). Was macht ein gutes Cover aus?
Es weckt die Neugierde auf mehr. Und was geht gar nicht? Wenn der Eindruck entsteht, dass das Cover ohne jegliche Zuwendung und Gefühl entstanden ist

4). Welche Entwicklungen in der Buchumschlaggestaltung sehen Sie?
Eine ideenreiche und mutige Entwicklung, die einhergeht mit den ideenreichen und mutigen Verlagen

5). Verträgt ein gutes Buch ein schlechtes Cover?
Ja!

6). Und kann ein gutes Cover einem schlechten Buch helfen?
Immer. Zumindest kurzfristig.

7). Haben Sie ein Lieblingscover oder erinnern sich an ein Buchcover?
Viele. Die Authentischen.

8). Lieber Schutzumschlag oder Hardcover?
Das hängt vom Buchinhalt ab. Aber ja, lieber mit Umschlag.

9). Für welches Buch würden Sie gerne mal ein Cover gestalten?
Alle Bücher, die meine Neugierde wecken, mit einem interessanten Thema oder einer guten Geschichte.

10). Meine Großmutter hat Schutzumschläge weggeschmissen und die Bücher einfach so ins Regal gestellt. Was sagt man dazu?
Aus der heutigen Sicht tut das weh aber nicht selten ist der nackte
Einband schöner.

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